Reizdarm oder SIBO?

Reizdarm oder SIBO?

Warum die Ursache oft im Dünndarm liegt – und was Sie tun können

Reizdarm oder doch etwas anderes?

Millionen Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose Reizdarmsyndrom. Die Beschwerden reichen von Blähbauch, Durchfall und Verstopfung bis hin zu Bauchkrämpfen oder einem ständigen Völlegefühl schon nach den kleinsten Mengen Nahrung oder sogar Wasser. Doch so diffus wie die Symptome sind oft auch die Erklärungen.

Viele Betroffene erhalten zwar eine Diagnose, aber keine echte Ursache. Der Reizdarm bleibt für viele eine Art "Schublade" – ein Etikett für das, was sich nicht eindeutig zuordnen lässt. Eine der häufigsten, aber oft übersehenen Ursachen für diese Beschwerden ist die sogenannte Dünndarmfehlbesiedlung, auch bekannt als SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth).

Ganz kurz: was ist SIBO?

Bei einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) befinden sich zu viele Bakterien am falschen Ort, nämlich im Dünndarm. Unter normalen Bedingungen leben dort nur wenige Mikroorganismen. Durch zum Beispiel gestörte Darmbewegung, Infektionen oder strukturelle Ursachen kann es jedoch dazu kommen, dass sich Bakterien aus dem Dickdarm im Dünndarm ansiedeln und dort Gase, Entzündungen und Verdauungsprobleme verursachen.

Typische Symptome bei SIBO

Die Beschwerden bei SIBO sind oft unspezifisch und ähneln denen des Reizdarmsyndroms. Dennoch gibt es einige Hinweise, die auf eine Dünndarmfehlbesiedlung hinweisen können:

·       Völlegefühl nach kleinen Portionen

·       Blähbauch und Bauchkrämpfe

·       Unregelmäßiger Stuhlgang (Verstopfung, Durchfall oder beides)

·       Übelkeit oder Appetitlosigkeit

·       Nährstoffmängel trotz ausgewogener Ernährung

·       Konzentrationsprobleme und Müdigkeit ("Brain Fog")

Warum wird SIBO so oft übersehen?

Trotz hoher Relevanz bleibt SIBO in der Praxis häufig unerkannt. Ein Grund dafür ist die Überschneidung der Symptome mit denen anderer funktioneller Darmerkrankungen. Zudem wird der Dünndarm in der klassischen Diagnostik selten einbezogen. Die notwendige Untersuchung – der Atemtest – ist kein Standardverfahren in vielen Hausarztpraxen und wird auch leider von Experten teilweise abgelehnt.

Hinzu kommt, dass viele medizinische Fachpersonen SIBO nicht ausreichend kennen oder einordnen können. Dadurch erhalten Betroffene oft nur eine symptomatische Behandlung, ohne die eigentliche Ursache zu adressieren.

Diagnose und Behandlung von SIBO

SIBO ist behandelbar – vorausgesetzt, es wird korrekt und ausreichend diagnostiziert. Der Nachweis erfolgt über einen speziellen Atemtest, bei dem die Konzentration von Wasserstoff, Methan in der Ausatemluft gemessen wird. Ein auffälliger Anstieg dieser Gase nach Einnahme einer Zuckerlösung (z. B. Laktulose) kann auf eine Fehlbesiedlung hinweisen.

Die Therapie ist mehrstufig und individuell anpassbar:

·       Antimikrobielle Behandlung: entweder mit Antibiotika (wie Rifaximin) oder pflanzlichen Mitteln (z. B. Oreganoöl, Allicin)

·       Begleitende Ernährungstherapie: z. B. Low-FODMAP

·       Motilitätsförderung: Einsatz von Prokinetika zur Unterstützung der Darmbewegung

·       Langfristige Darmsanierung: begleitende Maßnahmen wie Enzyme, ggf. Probiotika, Stressreduktion und Aufbau der Mikrobiota

Fazit

Das Reizdarmsyndrom ist weit verbreitet – aber nicht immer die eigentliche Ursache. Hinter den Beschwerden kann sich eine behandelbare Dünndarmfehlbesiedlung verbergen. SIBO sollte insbesondere dann in Betracht gezogen werden, wenn trotz Ernährungsumstellung und Standardtherapie keine nachhaltige Besserung eintritt.

Durch die richtige Diagnostik und eine individuell abgestimmte Therapie lassen sich die Symptome deutlich lindern und die Lebensqualität nachhaltig verbessern.

Beratung & Kontakt

Sie möchten herausfinden, ob bei Ihnen eine Dünndarmfehlbesiedlung vorliegt oder suchen fachkundige Begleitung in der Behandlung? Bei reizdarmSOS finden Sie individuelle Beratung, Atemtests für Zuhause und einen Behandlungsplan der zu Ihnen passt.

Sie kennen Menschen, die unter den aufgeführten Beschwerden leiden und nicht weiterwissen? Empfehlen Sie uns gerne weiter.

 

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